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R(h)ein in die Stadt – ein Wasserbus in Bonn? | Rheinfahrt auf der Filia Rheni am 14.09.2012

25. September 2012

Der Bund Deutscher Architekten (BDA) Bonn-Rhein-Sieg hat bereits in seinem Beitrag zum Masterplan Innere Stadt Bonn mit der Frage nach dem perspektivischen Umgang mit dem Rhein als Vernetzungsraum, der als zentraler „Boulevard“ in der Stadt und als Erlebnisraum neue Verbindungen zu allen Stadtteilen schafft, auseinandergesetzt.

Die Idee des Wasserbusses zeigt auf, wie durch zahlreiche kurze Verbindungen über den Rhein die unterschiedlichen Quartiere beidseits des Rheines miteinander verwoben werden können. Dabei stehen weniger die touristischen Ziele im Vordergrund, als vielmehr die Aufgabe, die unterschiedlichen Wohn- und Arbeitswelten miteinander zu verbinden. Die Angliederung an den ÖPNV würde die Attraktivität für die Bürger steigern und die Bonner Stadtstraßen entlasten. Vorbilder finden sich in Hamburg, Rotterdam, Istanbul und vielen anderen Städten.

Rheinfahrt_Stationen_03
Rheinfahrt_Stationen_03

Um die Idee des Wasserbusses einmal praktisch zu erfahren, konnte der Bund Deutscher Architekten (BDA) bei einer Rheinfahrt mit der „Filia Rheni“ rund 130 Gäste begrüßen und einen Nachmittag lang die Potentiale für einen Wasserbus aus der Flussperspektive betrachten und diskutieren. Es wurden insgesamt 16 Anlegepunkte mit orangefarbenen Schirmen am Ufer markiert und beispielhaft angesteuert.

Nach Begrüßung durch den BDA-Vorsitzenden Nikolaus Decker und Grußworten vonGerd Lorber aus Köln, Mitglied des Landesvorstands des BDA NRW, wurde der 1. potentielle Anlegepunkt in Graurheindorf mit Arbeitsplätzen im Hafen und in der Auermühle (Solarworld) sowie angrenzenden Wohnquartieren vorgestellt. Der Stadtverordnete für Auerberg und Graurheindorf, Wolfgang Maiwaldt, wird als Gast um ein Statement gebeten und führt aus, dass er den Wasserbus sehr begrüßen und sich eine Fortführung bis zur Mondorfer Fähre wünschen würde, da hier viele Pendler eine neue Anbindung an andere Verkehrsmittel finden könnten. Zusätzlich könnte der Wasserbus auch Entlastung bringen, wenn die Nordbrücke und der „Tausendfüssler“ saniert bzw. neu gebaut werden. Busanschluss, attraktive Anlegestellen und ein moderater Fahrpreis sind für Ihn dabei wichtige Rahmenbedingungen.

Der 2. Haltepunkt ist der Bereich Römerbad und heutige Pädagogische Hochschule an der Römerstraße. Wolfgang Eifler vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW erläutert, dass dieser Standort aufgrund von Schadstoffbelastungen in den Gebäuden für die Universität aufgegeben und dem Markt zugeführt werden soll. Die Universität wird sich künftig auf die Standorte Innenstadt, Poppelsdorf und Endenich sowie den Venusberg für die Kliniken konzentrieren. Damit wird ein großes Gelände im direkter Nachbarschaft zur Innenstadt in den kommenden Jahren neu entwickelt werden, entsprechende Vorstudien sind erarbeitet und werden zwischen Stadt und BLB diskutiert. Bei der weiteren Entwicklung und Gestaltung des neuen Quartiers kann ein Wasserbus eine wichtige Rolle einnehmen.

Haltepunkt 3 ist im Bereich der Wohnviertel Schwarzrheindorf und dem Combahnviertel angesiedelt. Hier gibt es durch die Doppelkirche und die angrenzenden Siegauen zusätzlich touristisches Potential für den Wasserbus.

Der Haltepunkt 4 liegt unmittelbar vor der Beethovenhalle, wo heute schon ein großer neuer Anleger der Bonner Personen Schifffahrt BPS entsteht. StadtbauratWerner Wingenfeld, der an dieser Stelle zu Wort kommt, betont die Denkmaleigenschaft der Beethovenhalle und wünscht sich einen Fortbestand als Multifunktionshalle neben dem Festspielhaus in der Rheinaue. Der Wasserbus ist für ihn eine gute Idee, die neben der Kennedybrücke, wie heute schon die Rheinnixe, eine wichtige Funktion zur Verknüpfung der Rheinseiten darstellt. Hinsichtlich der Finanzierung und des Betriebs wünscht er sich eine Beteiligung der letztlich davon profitierenden Bonner Unternehmen.

Der 5. Haltepunkt befindet sich am Beuel Ufer neben dem Gasthaus Rheinlust und der 6. Haltepunkt liegt am Brassertufer, an dem die Wohnanlage „Rheinlogen“ kurz vor der Fertigstellung steht. Dazu befragt sagt Werner Wingenfeld, dass er bei den „Rheinlogen“ den Bau von Wohnungen in der Innenstadt und die Aufnahme der alten Gassenstrukturen zwischen den Gebäuden positiv sähe. Ähnliches wünscht er sich auch für das jenseits des Belderbergs angrenzende Viktoria-Areal, dass derzeit entwickelt wird. Dabei wird der Verknüpfung von Innenstadt und Rhein künftig stärker Rechnung getragen werden.

Haltepunkt 7 befindet sich am Spiritusufer, in dessen Umfeld sich neben dem Museum König und dem Beethovengymnasium (1000 Schüler) viele Behörden, große Teile der Universität und die Kinderklinik mit mehreren tausend Arbeitsplätzen befinden. Hier kommt der Überwindung des Höhenunterschiedes von Uferpromenade und Stadtlage eine große Bedeutung zu. Der BDA schlägt hier eine Öffnung der angrenzenden Liegenschaften (z.B. Palais Schaumburg, Villa Hammerschmidt) vor, sodass eine „obere Rheinpromenade“ in Verbindung mit den vorhandenen Treppenanlagen mehr Bezug zwischen Rhein und Stadt ermöglichen kann. Weiter gilt es die Adenauerallee in einen städtischen Boulevard mit Plätzen und kommerziellen Angeboten weiter zu entwickeln und damit die Barrierewirkung zwischen Südstadt und Rhein zu überwinden. Wolfgang Eifler vom BLB bestätigt auf Nachfrage, dass die Kinderklinik auf den Venusberg verlegt werde und das Areal mit rd. 6 ha Größe ebenfalls dem Markt zugeführt werden soll. Die Parklandschaft und die denkmalgeschützte Bausubstanz sollen dabei erhalten bleiben.

Haltepunkt 8 befindet sich im Limperich im Bereich des Kardinal-Frings-Gymnasiums und verknüpft diesen vornehmlich durch Wohnnutzungen geprägten Stadtteil am Rhein mit den anderen Stadtteilen.

Gegenüber liegt als 9. Haltepunkt der UN-Campus, die Deutsche Welle, das künftige WCCB und der Posttower. Wie auch am Haltepunkt 7 können hier viele tausend Arbeitsplätze und das Konzertgelände des KunstRasen! durch einen Wasserbus angedient werden. An diesen Punkten bestehen auch unmittelbare Anbindungsmöglichkeiten an die Stadtbahn und Buslinien. Wagt man einen Ausblick bis ins Jahr 2020 wird dieser Anlegepunkt auch eine wichtige Funktion bei der Erreichbarkeit des geplanten Festspielhauses in der Rheinaue übernehmen können. Der frühere Bundestagsabgeordnete Dr. Stephan Eisel führt dazu in einem leidenschaftlichen Plädoyer für das Festspielhaus noch mal aus, dass es sich dabei um eine rein private Investition handelt und auch der Betrieb und das Programm (!) nicht durch die Stadt geleistet werden sollen. Das Festspielhaus ist vielmehr ein bundesdeutsches Projekt, dass, wie schon die Bundeskunsthalle und der Posttower, internationale Wirkung in Bonn erzielen wird. Dies kann durch die Attraktivität des Wasserbusses noch unterstrichen werden.

Am Haltepunkt 11 befindet sich die Zentrale der T-Mobile, in der sich wiederum mehrere tausend Arbeitsplätze befinden. Durch den Wasserbus kann hier auch eine attraktive Verbindung zur Telekomzentrale an der B9 entstehen.

Südlich der Konrad-Adenauer-Brücke befindet sich der Haltepunkt 12, über den der Freizeit- und Erholungspark Rheinaue direkt erreicht wird.

Gegenüber am Bonner Bogen könnte der Haltepunkt 13 schon bald Realität werden.Jörg Pierdzig vom Projektentwickler BonnVisio, die das ehemalige Zementwerksgelände in den vergangenen 10 Jahren entwickelt hat, bestätigt im Gespräch, dass ein Anleger zwischen Kameha-Hotel und Rohmühle bereits geplant ist und im kommenden Jahr gebaut werden soll. Er sieht neben der touristischen Anbindung auch Bedarf für die über tausend Arbeitsplätze, die im Bonner Bogen entstanden sind bzw. noch entstehen werden. Auch wird eine Verknüpfung des Wasserbusses mit der Stadtbahn und demnächst mit der S13 möglich sein.
Für Kurt Wagner, neuer Direktor des Kameha-Hotels, ist der Anleger ein wichtiger Schritt, um die zunehmende Zahl von Wochenendgästen, die als Touristen nach Bonn kommen, an die Innenstadt anzubinden. Aber auch die in der Woche dominierenden Geschäftskunden würden die Anbindungsmöglichkeiten durch einen Wasserbus begrüßen.

Haltepunkt 14 stellt die Verbindung zum Ortsteil Oberkassel dar, der in den letzten Jahren als Wohnstandort hohe Beliebtheit erlangt hat. Günther Schmitz, Eigner der Rheinnixe und Vorstandsmitglied der Bonner Personen Schiffahrt, findet die Initiative nach anfänglich deutlicher Skepsis zunehmend interessant. Für Ihn bietet die Sichtweise Bonn an den Rhein zu holen einen wichtigen Ausgangspunkt für eine Entwicklung, an der ein Wasserbus maßgebliche Initialwirkung entfalten kann. Er betont aber nochmals die aus seiner Sicht für einen Erfolg erforderliche Infrastruktur an den Haltepunkten, d.h. ÖPNV, Straßen, Parkplätze sowie Ver- und Entsorgungsmedien.

Gegenüber in Plittersdorf befinden sich die ehemalige Amerikanische Siedlung, der UN-Standort Haus Carstanien und die Internationale Schule, die mit dem Anlegepunkt 15 angebunden werden sollen.

Haltepunkt 16 verbindet den Wasserbus mit der Godesberger und Dollendorfer Rheinfähre, die heute schon an beiden Ufern an den ÖPNV angebunden ist.

(Für heute) Letzter Haltepunkt der Tour ist der Ortsteil Rüngsdorf mit dem Rheinhotel Dreesen, dem Freibad und den umgebenden, teilweise neu entstehenden Wohngebieten. Fritz Dreesen vom Rheinhotel Dreesen ist von der Idee des Wasserbusses begeistert, da damit der Ortsteil Rüngsdorf, der heute vom ÖPNV sehr benachteiligt ist, besser an die Innenstadt und andere Stadtteile angebunden wird und der Rhein in den Mittelpunkt der Stadt rückt. Die Entwicklung Rüngsdorfs mit neuen Wohnstandorten wie Beckers Garten und dem Gelände der ehemaligen französischen Botschaft beurteilt er insgesamt positiv und für noch nicht beendet.

Von Rüngsdorf fährt die Filia Rheni zum Ausgangspunkt am alten Zoll zurück.

Bonn, 15.09.2012

Nikolaus Decker
BDA Bonn-Rhein-Sieg

Mehr auch im Bericht der WDR-Lokalzeit unter:
http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/09/14/lokalzeit-bonnwasserbus.xml

Reaktionen zur Veranstaltung per Email an den BDA vom Samstag, den 15.09.2012

Sehr geehrte Damen und Herren vom BDA,
Ihre gestrige Rheinfahrt war großartig. Sie hat mich davon überzeugt, dass ein„Wasser-Taxi“ oder „Rhein-Bus“ die Stadtteile am Rhein gut verbinden und eine Stadtentwicklung um den Rhein herum fördern würde. Ihre Kommentare zu den einzelnen waren recht hilfreich, und die Diskussionsbemerkungen von Dr. Eisel und Herrn Dreesen haben zusätzlich beflügelt.
Vielen Dank
Jost Brökelmann

Sehr geehrter Herr Decker,
wenn Sie möchten, können Sie in Ihrer Pressemitteilung durchaus auch anführen, dass der „Bonner Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des städtischen Planungs- und Verkehrsausschusses Rolf Beu (GRÜNE) die Idee eines Linienverkehrs auf dem Rhein in Bonn für sehr innovativ in dem Verdichtungsraum betrachtet. Die Schiffe könnten außerdem nicht wie Busse im tagtäglichen Stau stehen. Als Vorbild weist Beu auf den bereits vorhandenen und von einer DB-Tochter betriebenen ÖPNV-Linienverkehr auf dem Wasser in Rotterdam hin.“
Mit besten Grüßen
Ihr
Rolf Beu MdL

Partner