Foto: Peter Sichau

Preisträger „Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen“ 2013-2018

Werklager Zehntscheune Kloster Lorsch, Umbau und Sanierung

Lorsch

Foto: Peter Sichau

Werklager Zehntscheune Kloster Lorsch, Umbau und Sanierung

Lorsch
Projekt
Werklager Zehntscheune Kloster Lorsch, Umbau und Sanierung
Architekt
Sichau & Walter Architekten, Fulda
Bauherr
Land Hessen

»Aura ist die Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft. Spur ist die Erscheinung einer Nähe, so fern das sein mag, was sie hinterließ.« (Walter Benjamin) – Das Kloster Lorsch, 764 erstmals urkundlich erwähnt, gehört in Europa zu den bedeutendsten klösterlichen Zentren aus karolingischer Zeit. Von der einst bedeutenden frühmittelalterlichen Klosterstadt sind die karolingische Torhalle, ein romanischer Kirchenrest und Umfassungsmauern erhalten geblieben. Im Bezirk des früheren Klosters, befindet sich das Museumszentrum Lorsch. Durch die parallel zum Umbau und zur Sanierung der Zehntscheuer umgesetzte landschaftsplanerische Überarbeitung des Gesamtareals wurden die ursprünglichen Dimensionen der historischen Klosteranlage und deren bauliche Aufteilung wieder sichtbar gemacht. Als größtes Einzelbauwerk des inneren Klostergeländes prägt die Zehntscheune aus dem 15. Jahrhundert in besonderer Weise das Umfeld des noch erhaltenen Kirchenrestes. Durch seine Größe und seine das Kirchenplateau begrenzende Lage ist das Gebäude prädestiniert zur Ausstellung der zahlreichen Baureste, Spolien und steinernen Ausstattungsgegenstände des ehemaligen Klosters. Jegliche neuzeitliche Setzung wird, soweit als möglich, ohne physischen Kontakt zum Bestand vorgenommen. Dabei dienen die der historischen Gebäudegeometrie eingeschriebenen Räume als Werklager und ermöglichen in ihrer neuzeitlichen Überformung ein gleichberechtigtes Nebeneinander des Bestands zur neuen Nutzung.

www.sichau-walter.de

Preisträger

„Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen“ 2013-2018 – Joseph-Maria-Olbrich-Plakette

BDA-Gruppe Darmstadt Darmstadt, Landkreise Darmstadt-Dieburg, Bergstraße, Groß-Gerau, Odenwald Jury 2018
  • Matthias Alexander, Journalist (FAZ)
  • Kristin Dirschl, Architektin BDA, Frankfurt
  • Prof. Heribert Gies, Architekt BDA, Mainz
  • Hans-Peter Kissler, Architekt BDA, Wiesbaden, Vorsitzender BDA Wiesbaden
  • N.N.

Juryurteil

Die Zehntscheune aus dem 15. Jahrhundert prägt als größtes Einzelbauwerk das innere Klostergelände der Welterbestätte in Lorsch. Das ehemalige Lager der Klosterverwaltung und des Landes Hessen wurde zu einem »bedeutungsoffenen« Ort umgenutzt. Dieser dient heute als Aufbewahrungsstätte für archäologische Funde, als Ort unterschiedlichster Veranstaltungen, als Ausstellungsraum, als Werkstatt und als Atelier für die Forscher in Lorsch. Die vorhandenen leeren Kompartimente werden durch einen neuen Fußboden und mit einer neuen Decke (in denen alle Technik untergebracht ist) »analog zu einem Bilderrahmen« neu gefasst. Beschädigungen der letzten Jahrhunderte, aber etwa auch wiederverwendete Spolien der karolingischen Klosterbauten werden in den Wandflächen belassen. Durch maximalen Respekt vor dem Weltkulturerbe, mit minimalen präzisen Eingriffen und besonders qualitätvollen Details, gelingt die Umnutzung, die Verbindung von Alt und Neu in einem eingeschränkten Kostenrahmen, in hervorragender Weise.